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Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter

Couverture du livre « Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter » de Clemens Brentano aux éditions Culturea
  • Date de parution :
  • Editeur : Culturea
  • EAN : 9791041902118
  • Série : (-)
  • Support : Papier
Résumé:

Ihr schonsten Launen, du guter Geist, und du heiterer Sinn, ihr seid mein ganzes Publikum, oder wenigstens, was es bedarf, aus mir einst einen leidlichen Dichter zu machen. Neckerei, freundliche Strenge und Duldung konnen mich von allen moralischen und künstlerischen Fehlern heilen. Enthusiasmus... Voir plus

Ihr schonsten Launen, du guter Geist, und du heiterer Sinn, ihr seid mein ganzes Publikum, oder wenigstens, was es bedarf, aus mir einst einen leidlichen Dichter zu machen. Neckerei, freundliche Strenge und Duldung konnen mich von allen moralischen und künstlerischen Fehlern heilen. Enthusiasmus ist in mir, ihr kennt und liebt seine schone Quelle. Ich sagte euch ohnlängst, daß ich euch dies Buch geweiht, die Dedikazion aber vernichtet hätte, weil ich fühlte, wie sehr wenig mein Buch es verdiene. Aber seit ich einen schonen Abend in einer schonen Umgebung zubrachte, fühle ich, daß ihr alles horen dürft, was ich weiß und wußte, ja daß es mir sehr heilsam wäre, wenn ihr alles hortet, denn ich würde mir dann Mühe geben, alles so gut zu sagen, als ich kann. Du holde Dreieinigkeit stehst also nicht hier, meinem nachlässigen Buche einen schonen Vorredner zu geben, auch steht mein Buch ebenso wenig wie eine üble Nachrede hinter deinem guten und lieben Namen, noch weniger soll mit den wenigen guten Gedanken darin dir eine spärliche Ehre erwiesen werden. Nein, wie drei gute Feen stelle ich euch hierher an die Wiege meiner jüngsten Torheiten (denn das Buch ist schon ein Jahr alt), damit ich in eurer Miene das Schicksal meines Buchs in der schonsten Welt ergründen moge. Am meisten aber verführte mich meine große Sehnsucht dazu, eine von euch dreien Du zu nennen, was ich offentlich nur unter dem Verluste meiner ewigen Freiheit erlangen konnte, und hier in meiner poetischen Freiheit mit Recht nach Herzenslust darf. Welche es ist, die kann es sicher fühlen, doch wird keine je erraten konnen, ob es die andre ist.

So wende ich mich denn zu dir, liebliche Minna, und rede deine schonsten Launen, nicht ohne einige Begeisterung, folgendermaßen an:

»Ihr Leichtbeflügelten, die ihr ihr schones Bild im ewig neuen Wechsel von tausend glühenden Farbenschimmern in dem bunten Staub eurer Psychen-Flügel zerstreut, sammelt euch freundlich in ihrem Herzen, wenn sie mein Buch in die Hand nimmt.«

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