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Des Epimenides : Erwachen

Couverture du livre « Des Epimenides : Erwachen » de Goethe J W. aux éditions Culturea
  • Date de parution :
  • Editeur : Culturea
  • EAN : 9791041909834
  • Série : (-)
  • Support : Papier
Résumé:

In tiefe Sklaverei lag ich gebunden, Und mir gefiel der Starrheit Eigensinn; Ein jedes Licht der Freiheit war verschwunden, Die Fesseln selbst, sie schienen mir Gewinn: Da nahte sich, in holden Frühlingsstunden, Ein Glanzbild; gleich entzückt so wie ich bin Seh' ich es weit und breiter sich... Voir plus

In tiefe Sklaverei lag ich gebunden, Und mir gefiel der Starrheit Eigensinn; Ein jedes Licht der Freiheit war verschwunden, Die Fesseln selbst, sie schienen mir Gewinn: Da nahte sich, in holden Frühlingsstunden, Ein Glanzbild; gleich entzückt so wie ich bin Seh' ich es weit und breiter sich entfalten, Und rings umher ist keine Spur des Alten. Die Fesseln fallen ab von Händ' und Füßen, Wie Schuppen fällt's herab vom starren Blick, Und eine Träne, von den liebesüßen, Zum ersten Mal sie kehrt ins Aug' zurück; Sie fließt ihr nach die Gotterschwestern fließen, Das Herz empfindet längst entwohntes Glück, Und mir erscheint, was mich bisher gemieden, Ganz ohne Kampf, der reine Seelenfrieden. Und, was mich schnell der Wirklichkeit entrückte, Bald ernst, bald frohgemut, ein Kunstgesicht; Und das den Pergamenten Aufgedrückte, Ein unergründlich schweres Leichtgewicht; Der Sterne Kreis erhebt den Blick nach oben, Und alle wollen nur das Eine loben. Und Glück und Unglück tragen so sich besser, Die eine Schale sinkt, die andre steigt, Das Unglück mindert sich, das Glück wird großer, So auf den Schultern trägt man beide leicht! Da leere das Geschick die beiden Fässer, Der Segen trifft, wenn Fluch uns nie erreicht; Wir sind für stets dem guten Geist zuteile, Der bose selbst, er wirkt zu unserm Heile. So ging es mir! Mog' es euch so ergehen, Daß aller Haß sich augenblicks entfernte Und, wo wir noch ein dunkles Wolkchen sehen. Sich alsobald der Himmel übersternte, Es tausendfach erglänzte von den Hohen Und alle Welt von uns die Eintracht lernte; Und so genießt das hochste Glück hienieden: Nach hartem äußern Kampf den innern Frieden.

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